Im ersten Teil des Buches wird das notwendige Grundlagenwissen vermittelt. Der Auszug stammt aus dem Kapitel 7 Bewertungsmethoden und beschäftigt sich mit der sogenannten Venture Capital Methode.
Venture Capital Methode
Die Venture Capital Methode findet ausschließlich unter Investoren Anwendung. Bei dieser Bewertungsmethode dient der erzielbare Exit-Erlös deines Startups als Grundlage für die Berechnung der Unternehmensbewertung. Die Höhe des Exit-Erlöses wird entweder anhand eines kürzlich erfolgten Exits eines möglichst vergleichbaren Startups geschätzt oder mit Hilfe von Multiples auf den geplanten Umsatz oder das EBIT berechnet. Der Investor errechnet anschließend die Beteiligungsquote, die er zum Zeitpunkt des Exit halten muss, um den gewünschten Exit-Multiple auf seine Beteiligung zu erzielen. Beim Exit-Multiple handelt es sich um das beim Exit erzielte Vielfache der ursprünglichen Investitionssumme. Investoren versuchen in der Frühphasen normalerweise einen Exit-Multiple von 10x zu erzielen. In späteren Finanzierungsphasen ist der Anspruch an den Exit-Multiple deutlich geringer, da zum einen das Risiko für den Investor niedriger und zum anderen die Haltedauer der Beteiligung deutlich kürzer ist. Aus der Beteiligungsquote kann der Investor im Anschluss die Pre-Money Bewertung für die derzeitige Finanzierungsrunde berechnen.
Beispiel
Die Funktionsweise der Venture Capital Methode lässt sich am besten an einem Beispiel demonstrieren. Nehmen wir an, dass dein Startup in seiner Series A 2 Millionen Euro aufnehmen will. Ein Startup aus der gleichen Branche, das in seiner Entwicklung deinem Startup einige Jahre voraus ist, wurde vor einem Jahr für 80 Millionen Euro verkauft. Die Beteiligung an deinem Startup muss zum Zeitpunkt des Exit zu einem Rückfluss von 20 Millionen Euro führen, damit der Investor seinen gewünschten Multiple von 10x erzielen kann. Um 20 Millionen Euro aus einem 80 Millionen Euro Exit zu erhalten, muss der Investor zum Zeitpunkt des Exits 25% der Anteile an deinem Startup halten. Dabei treffe ich die vereinfachende Annahme, dass der Investor in zukünftigen Finanzierungsrunden nicht verwässert wird und dass der Exit-Erlös pro rata unter den Gesellschaftern verteilt wird. Damit verfügst du über alle notwendigen Werte, um die Pre-Money Bewertung zu berechnen:
Der Investor sollte also laut der Venture Capital Methode höchstens eine Pre-Money Bewertung von 6 Millionen Euro zahlen. Ob der Investor auch bereit wäre, eine solche Unternehmensbewertung zu bezahlen, hängt allerdings von vielen Faktoren ab. Die Venture Capital Methode misst nur das Exit-Potential eines Startups und ignoriert dabei die möglichen Risiken.
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Im weiteren Verlauf des Kapitels werden alle gängigen Bewertungsmethoden vorgestellt und an Beispielen verdeutlicht.
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