Einleitung

Die Einleitung bietet einen Überblick über den Inhalt des Buches und erklärt, was Fundraising für Gründer bedeutet. Der Auszug stammt aus Kapitel 1 Ist Fundraising das Richtige für mein Startup? und erläutert, welche Vor- und Nachteile die Beteiligung eines Investors für dich hat.

Vor- und Nachteile von Fundraising

Bevor du mit dem Fundraising beginnst, solltest du dich zunächst fragen, ob eine Beteiligung durch einen Investor das Richtige für dein Startup ist. Es gibt andere Möglichkeiten ein Startup zu finanzieren, die für dein Startup eventuell deutlich besser geeignet sein könnten. Du kannst zum Beispiel staatliche Fördergelder beantragen oder komplett auf fremdes Kapital verzichten und dein Startup aus den erwirtschafteten Einnahmen finanzieren. Letzteres nennt man im Fachjargon Bootstrapping. Denn Geld von Investoren einzuwerben kann zwar die Finanzierung deines Startups sicherstellen. Es ist aber auch mit einer Reihe von Nachteilen verbunden:

Nachteile

  • Fundraising ist zeit- und arbeitsintensiv. Fundraising ist mit viel Aufwand verbunden. Du solltest dich darauf einstellen, dass der gesamte Prozess fünf bis sechs Monate Zeit in Anspruch nehmen wird.
  • Es gibt keine Erfolgsgarantie. Im schlechtesten Fall wirst du eine Menge Zeit und Energie in das Fundraising investieren müssen und kannst im Gegenzug nichts Zählbares vorweisen.
  • Die durchschnittliche Erfolgs­wahr­schein­lichkeit ist sehr gering. Ein Großteil der Startups schafft es nicht einen Investor von sich zu überzeugen. Die meisten Investoren beteiligen sich an weniger als 1% aller Startups, von denen sie angesprochen werden.
    Du gibst Anteile an deinem Startup ab. Der Investor erhält im Gegenzug für sein Geld Anteile an deinem Startup. Dadurch gehört dir nur noch ein kleinerer Teil deines Startups.
  • Du gibst einen Teil der Kontrolle über dein Startup ab. Der Investor wird für sich weitreichende Mitbestimmungs- und Kontroll­rechte einfordern. Dadurch wirst du in Zukunft viele Entscheidungen in deinem Startup nicht mehr allein treffen können.
  • Partnerschaft auf Zeit. Investoren beteiligen sich immer nur für einen begrenzten Zeithorizont an einem Startup. Spätestens nach fünf bis sieben Jahren wird der Investor seine Anteile an deinem Startup wieder verkaufen wollen. Das nennt man im Fachjargon einen Exit. Da potentielle Käufer allerdings in der Regel nur an dem gesamten Unternehmen interessiert sind, kann dies bedeuten, dass du deine Anteile mit­verkaufen musst. Falls du dir nicht vorstellen kannst dein Startup irgendwann zu verkaufen, solltest du kein Geld von Investoren aufnehmen.
  • Nicht alle Geschäftsideen sind für Investoren interessant. Investoren suchen nach Startups, die ihnen eine hohe Rendite einbringen können. Um dies zu ermöglichen, muss ein Startup mehrere Voraussetzungen erfüllen. Zum einen muss es einen möglichst großen Markt bedienen und sehr schnell darin wachsen können. Im Fachjargon nennt man dies Skalierbarkeit. Ein Online-Shop ist zum Beispiel sehr skalierbar, da er sehr viele potentielle Kunden erreichen kann. Zudem kann das Sortiment einfach ausgeweitet werden, was die Ansprache von weiteren Kundengruppen ermöglicht. Ein Restaurant ist dagegen nicht skalierbar, da die Anzahl der potentiellen Kunden durch die Größe der Räumlichkeiten und die Größe des Einzugsgebiets begrenzt wird. Eine Kette an Restaurants ist wiederum skalierbar, insbesondere wenn die Filialen wie bei den großen Fast-Food Ketten unter dem Franchising Modell betrieben werden. Zum anderen muss es potentielle Käufer für das Startup geben, die es aufgrund von strategischen oder wirtschaftlichen Über­legungen kaufen wollen werden. Falls dein Startup eines dieser beiden Kriterien nicht erfüllt, werden die meisten Investoren kein Interesse an einer Beteiligung haben. Da in diesem Fall Fundraising wenig Aussicht auf Erfolg haben wird, solltest du lieber eine andere Art der Finanzierung in Betracht ziehen.

Nicht nur negative Seiten

Das Einwerben von Geld von Investoren hat auch viele Vorteile, andernfalls würden nicht so viele Startups diesen Weg wählen. Fast alle sehr erfolgreichen Startups der letzten Jahrzehnte haben Geld von Investoren aufgenommen. Die wichtigsten Vorteile eines Investors sind:

Vorteile

  • Hohe Risikobereitschaft. Investoren sind bereit, sich sehr früh an deinem Startup zu beteiligen. Damit sind sie in der Phase direkt nach der Gründung häufig eine der einzigen verfügbaren Finanzierungsquellen.
  • Unterstützung durch den Investor. Die meisten Investoren können dir neben Geld auch Ratschläge und tatkräftige Unter­stützung anbieten. Dies kann dir helfen, Fehler zu vermeiden und schneller zu wachsen. Damit sind Investoren das einzige Finanzierungsinstrument, das dir neben Geld einen zusätzlichen Mehrwert bieten kann.
  • Schneller Zugang zu Geld. Im Vergleich zu Banken und öffentlichen Förderstellen sind Investoren deutlich schneller in ihrer Entscheidung. Dies gilt besonders dann, wenn sie bereits an deinem Startup beteiligt sind und weiteres Geld zur Verfügung stellen sollen.
  • Unkomplizierte Entscheidung. Während du bei Banken und öffentlichen Förderstellen normalerweise unzählige Anträge ausfüllen und eine ausführliche Machbarkeitsstudie vorlegen musst, erwarten Investoren nicht viel mehr als eine Powerpoint-Präsentation.
    Flexible Konditionen. Investoren sind sehr flexibel, was die Ausgestaltung einer Beteiligung angeht. Wenn dein Startup viel Interesse von Investoren wecken kann, wirst du zudem auch sehr gute Konditionen erhalten.
  • Keine Sicherheiten notwendig. Banken benötigen für die Vergabe eines Darlehens immer Sicherheiten. Falls dein Startup nichts hat, was als Sicherheit dienen kann, wird dein Startup kein Darlehen bekommen. Investoren sind dagegen bereit, deinem Startup auch ohne Sicherheiten Geld zur Verfügung zu stellen.
  • Keine persönliche Haftung. Da Banken deinem Startup kein Darlehen geben würden, müsstest du bei ihnen einen Privatkredit aufnehmen. Damit würdest du persönlich für das aufgenommene Geld haften. Dies ist bei einer Beteiligung durch einen Investor nicht notwendig.

Weiterlesen

Im weiteren Verlauf des Kapitels wird erläutert, warum so viele Gründer nur Absagen von Investoren bekommen und was du machen kannst, um deine Erfolgschancen bereits vor dem Beginn des Fundraisings zu verbessern.